Die letzten 10 Jahre haben nicht nur den Durchbruch von Smartphones, Cloud-Diensten und Künstlicher Intelligenz gebracht. Zeitgleich ist im Netz eine universelle Infrastruktur zum Sammeln von Bewegungs- und Nutzungsdaten entstanden, der zu entkommen längst auch für versierte User schwierig geworden ist. Mein Vortrag wird sich mit den gesellschaftlichen Folgen und sozialen Dimensionen dieser Datenaggregation beschäftigen. Eine zentrale Rolle spielt dabei – vielleicht unerwartet – ein genauerer Blickauf die Praktiken des User Experience Designs. Ich werde verschiedene Tricks diskutieren, wie kommerzielle Akteure ihre Nutzer dazu bringen, oft unwissentlich ihre Daten zur Verfügung zustellen. Ich werde diskutieren, wie diese Daten dazu verwendet werden, Nutzerverhalten vorherzusagen und zu beeinflussen. Unter demSchlagwort „digitale Entmündigung“ werde ich argumentieren, dass es in der aktuellen Netzkultur eine systematische Tendenz dazu gibt, die User ihrer Fähigkeit zum verständigen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Diensten zu berauben. Mit Blick auf die Datenschutzdebatte werde ich schließlich das politische Problem massenweiser, prinzipiell auch anonymisierter Datensammlung scharfstellen und auf die Dimension sozialer Ungleichheit und automatisierter Selektion eingehen, die durch prädiktive Verhaltensanalytik und Profilbildung möglich wird.