Im Anarchismus besteht eine grundlegende Skepsis gegenüber Politik, wenn diese nicht direkt abgelehnt wird. Gleichzeitig beziehen sich Anarchist*innen auf sie und partizipieren gelegentlich an radikaler Politik. Überhaupt wird die eigene Praxis oftmals als "politisch" verstanden, aber jene von Staat, Parlamenten, und Parteien abgelehnt. Was widersprüchlich erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als viel interessanter: nämlich als paradox.
Es zeigt sich, dass Individuen, das Soziale, die Gesellschaft, die Ökonomie und die Gemeinschaft als anti-politische Gegenpole zur Politik aufbebaut werden. Ähnliches kann von Kunst, Ethik und Utopie gesagt werden, die das verdrängte Andere der Politik darstellen. Doch wie lassen sich politische Herrschaft überwinden und zugleich gesellschaftliche Selbstorganisation aufbauen?
Der Referent promoviert zur politischen Theorie des Anarchismus und beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema "Figuren der (Anti-)Politik im Anarchismus".