Digitalisierung, Wachstum und die Umwelt

Steffen Lange

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Im Zuge der Digitalisierung fallen Arbeitsplätze durch Rationalisierung weg, gleichzeitig entstehen an anderer Stelle neue und in vielerlei Hinsicht anders gestaltete Arbeitsplätze. Dieser strukturelle Wandel geht mit einer höheren Arbeitsproduktivität einher. Das bedeutet: Um eine hohe Beschäftigung zu gewährleisten muss die Wirtschaft weiter wachsen - inklusive der damit einhergehenden Umweltbelastungen. Wie kann die Digitalisierung gestaltet werden, so dass sie nicht zu mehr Umweltbelastungen führt - und gleichzeitig nicht ein zunehmender Anteil der Bevölkerung aufgrund steigender Arbeitslosigkeit und Ungleichheit verliert?

Im Jahr 2013 landeten zwei Wissenschaftler aus Oxford einen akademischen Coup: Carl Frey und Michael Osborne veröffentlichten ein Diskussionspapier, in dem sie die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt prognostizierten. Ihr Ergebnis war, dass innerhalb von 20 Jahren in den USA 47 Prozent der Jobs durch Computer und Roboter ersetzt werden könnten – quer durch alle Qualifizierungsniveaus. Obgleich diese Studie seither höchst kontrovers diskutiert wurde, sind sich doch der Großteil auch der folgenden Studien einig: Die Digitalisierung wird Arbeitsplätze kosten und die Arbeitsproduktivität erhöhen.
Gleichzeitig werden große Hoffnungen in die Digitalisierung gesetzt, was die Lösung ökologischer Probleme betrifft. So schreibt beispielsweise das Bundeswirtschaftsministerium: „Durch die Digitalisierung wird die deutsche Wirtschaft nachhaltiger, da sie erheblich zu Ressourcenschonung und Energieeffizienz beiträgt“. Diese Perspektive wird auch von Unternehmensseite geteilt. Laut Studien der Global e-Sustainability Initiative, eines weltweiten Zusammenschluss großer Telekommunikations- und IKT-Unternehmen, können mithilfe von IKT bis zum Jahr 2030 angeblich sagenhafte 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen eingespart werden. Damit würde die Digitalisierung einen Meilenstein auf dem Weg zur Entkopplung von Wachstum und Umweltverbrauch bedeuten. Schaut man näher in die Berechnungen, so wird jedoch klar: Diese Aussagen sind entweder empirisch kaum unterfüttert oder beziehen die negativen Effekte der Digitalisierung nur ungenügend mit ein.
Die Frage der Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitsplätze und die Ökologie hängen eng miteinander zusammen. Denn umso mehr Arbeitsplätze verloren gehen, desto mehr ökonomisches Wachstum bräuchte es, um entsprechend viele Arbeitsplätze an anderer Stelle entstehen zu lassen. Und ökonomisches Wachstum bedeutet in der Tendenz immer: Mehr Energieverbrauch, mehr Ressourcennutzung usw.
In diesem Vortrag werden die Zusammenhänge zwischen Digitalisierung, Wachstum und Ökologie erläutert. Darüber hinaus wird diskutiert, ob Digitalisierung es doch ermöglichen könnte, Wachstum und Ökologie zu vereinen und welche Attribute eine sozial-ökologische Ökonomie vor diesem Hintergrund in Zeiten der Digitalisierung beinhalten müsste.

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