OpenStreetMap in Israel und Palästina – zwei ungleiche Geschichten

Christian Bittner

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Dieser Vortrag präsentiert Forschungen zu OSM in Israel und Palästina. Es zeigt sich, dass OSM in Israel, ähnlich wie in vielen europäischen Ländern, von einer sehr aktiven lokalen community getragen wird. Eine palästinensische OSM-community hat sich jedoch bislang nicht gebildet. In Israel sind die OSM-Daten daher tendenziell auch dichter und reichhaltiger als in Palästina. Neben sozioökonomischen Strukturen scheint hier auch die Agenda von OSM eine Rolle für diese Ungleichheiten zu spielen.

Dieser Vortrag berichtet aus einer abgeschlossenen Doktorarbeit zu sozialen Dimensionen von web 2.0-Kartographien am Beispiel von OpenStreetMap in Israel und Palästina. Ausgehend von der Beobachtung, dass Karten und Geodaten in Israel und Palästina äußerst politisiert und umstritten sind, ist die Arbeit der Frage nachgegangen, inwiefern diese Konflikthaftigkeiten für kolloborative online-Kartographien eine Rolle spielen. Durch einen Methodenmix aus qualitativen Interviews und Dokumentenanalysen einerseits und quantitativen Datenbankauswertungen andererseits wurde die Entstehungsgeschichte von OSM in der Region aufgearbeitet. Es zeigt sich, dass OSM in Israel, ähnlich wie in vielen europäischen Ländern, von einer sehr aktiven lokalen community getragen wird. In Palästina jedoch sind die OSM-Daten in erster Linie durch externe Initiativen aus den Bereichen der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe entstanden. Eine palästinensische OSM-community hat sich bislang nicht gebildet. In Israel sind die OSM-Daten daher tendenziell auch dichter und reichhaltiger als in Palästina. Auf den ersten Blick scheinen diese Ergebnisse durch sozio-ökonomische Ungleichheiten erklärbar zu sein, wie wir sie aus den digital divide-Debatten kennen. Der Vortrag führt die Abwesenheit einer palästinensischen community jedoch auch auf den Ansatz von OSM zurück, die Dinge so zu kartieren „wie sie in der Realität sind“ Denn dieser scheinbar unpolitische Ansatz, so das Argument, reproduziert zu einem gewissen Grad bestehende Raumordnungen und Herrschaftsverhältnisse.

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