Einblicke in die Entwicklung einer Open Source Kinofilm Kamera

Sebastian Pichelhofer

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Wir schreiben das Jahr 2001.
Bis jetzt war klar: praktisch alles was im Kino projiziert wurde und wird, ist auf analogem 35mm Zelluloid gedreht. Ein chemisches Trägermaterial das sich bei Kontakt mit Licht verändert.
Doch es herrscht Aufbruchstimmung, immer mehr Kinos rüsten auf digitale Projektion um und die Nachbearbeitung - die Postproduktion - der Filme wird schon länger zu großen Anteilen digital abgewickelt. Der erste komplett computeranimierte Spielfilm - Toy Story - ist mittlerweile 6 Jahre alt. Robert Rodriguez mit "Once Upon a Time in Mexico" und George Lucas "Star Wars Episode II" sind die ersten großen Filme die mit einer adaptierten Fernsehkamera in High-Definition und 24 Bildern pro Sekunde komplett digital gedreht werden. Zu diesem Zeitpunkt ist die digitale Kino-Kamera-Technik noch in den Kinderschuhen und nicht jeder ist mit dem Ergebnis zufrieden - das Kino hat sich Jahrzehnte als anspruchsvoller und wertvoller wahrgenommen als Fernsehen und einen großen Anteil daran hatte eben die Kinofilm Ästhetik - das Flimmern, die Filmkörnung und die Tiefenunschärfe - jetzt die "billig anmutende" Fernsehästhetik ins Kino bringen? Doch der Wandel war nicht mehr aufzuhalten.
5 Jahre später im Jahr 2006 gibt es immer noch keine "echte" Kino Kamera, schon gar nicht für Indie Filmemacher. Doch mittlerweile haben viele das Potential erkannt und begonnen Lösungen zu entwickeln wie zum Beispiel "optische Adapter" die ein projiziertes Bild von einer halbtransparenten Mattscheibe mit einem Camcorder abfilmen und damit sozusagen Kinoästhetik für Arme möglich machte. Ein niederländischer Filmemacher wurde auf eine Online-Diskussion in einem Video-Forum aufmerksam in dem die Idee diskutiert wurde eine Elphel Kamera fürs Filmemachen zu adaptieren. Elphels Kameras waren für wissenschaftliche und industrielle Anwendungen gedacht aber Open-Source und Open-Hardware und damit möglicherweise gut adaptierbar.
Dieser Moment markiert den Beginn des AXIOM Projekts wie wir es heute kennen, auch wenn es damals noch keinen Namen hatte und nur aus einer Handvoll Menschen bestand die sich in einem Online-Forum austauschen und begannen gemeinsam daran zu arbeiten die Elphel Kamera zu verändern und zu erweitern. Dieser Talk erzählt die weiteren Kapitel der Entwicklungsreise bis zum heutigen Tag.

In den Folgejahren drängen viele neue Firmen die Filmkameras entwickeln auf den Markt um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen. Plötzlich gibt es starke Konkurrenz. Davor gab es eine Handvoll 35mm Kameras auf jedem Kontinent, und diese wurden von einem Projekt zum nächsten weitergereicht - niemand der Filme machte konnte sich leisten eine Kamera zu besitzen - es war klar, dass man sie für die Projektdauer mietet. Das ändert sich jetzt und führt zur paradoxen Situation, dass Produkte trotz technischen Fortschritts unzugänglicher werden: Hersteller schotten ihre Entwicklungen zur Sicherung ihres Wettbewerbsvorteils ab. Digitale Kameras werden zu Blackboxen mit proprietären Bildverarbeitungs-Magie, undurchsichtige Werkzeuge die niemand selbst reparieren kann oder darf, die dank Vendor-Lock-In nur mehr mit Produkten der eigenen Firma kompatibel sind.
AXIOM entwickelt sich zum radikalen Gegenpol dieser Strömung indem alles Entwickelte unter Open Source und freier Hardware Lizenzen veröffentlicht wird. Ein Jahrzehnt später ist die Anzahl der Hersteller weiter gewachsen, die Technologie reifer geworden, doch an der Unzugänglichkeit hat sich wenig verändert. Die Mission des AXIOM Projekts bleibt so relevant wie am ersten Tag.

00:00 Intro
00:16 Herald
01:10 Zentral Filmarchiv Austria
02:08 Die Geschichte des digitalen Films
29:01 Q&A Session
39:35 Outro

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