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Das Lagerhaus G und die Initiative Dessauer Ufer

Markus and Louis

Mitten in Hamburg liegt das Lagerhaus G und verfällt. Den Wenigsten ist bekannt, dass in dem denkmalgeschützen Gebäude während des Nationalsozialismus eines der größten KZ-Außenlager in der Stadt Hamburg untergebracht war. Tausende Jüdinnen und Juden aus Auschwitz, dem Ghetto Lodz und dem KZ Neuengamme sowie Kriegsgefangene und Militärinternierte wurden hierhin deportiert, um zur Zwangs- und Sklavenarbeit im Hamburger Hafen gezwungen zu werden. Die Initiative Dessauer Ufer (IDU) setzt sich für ein angemessenes Gedenken an diesen Aspekt Hamburger Geschichte und einen Gedenk- und Lernort vor Ort ein und fordert zudem das Potential des Gebäudes auch für Bedarfe der anliegenden Stadtteile zu nutzen. Die überfällige Erforschung und Sanierung des Lagerhaus G kann und muss einhergehen mit der Öffnung dieses Orts für die Stadtgesellschaft. Die IDU formuliert erste Vorschläge zu seiner künftigen Nutzung und sucht dazu Verbündete!

Das Lagerhaus G am Dessauer Ufer befindet sich auf dem Kleinen Grasbrook im ehemaligen Hamburger Freihafen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Veddel. Der Speicher, der ab 1903 im Rahmen der damaligen Hafenerweiterung als Tabaklager u.a. für die Firma Reemtsma errichtet wurde, diente im Nationalsozialismus als eines der größten Außenlager des KZ Neuengamme. Ab Juli 1944 wurden dort 1500 jüdische Frauen aus Tschechien und Ungarn und anschließend  2000 männliche KZ-Häftlinge, sowie eine unbekannte Anzahl Italienische Militärinternierte und sowjetische Kriegsgefanger inhaftiert. Alle dort untergebrachten Häftlinge und Kriegsgefangene mussten Bau – und Aufräumarbeiten im Hamburger Hafen verrichten.

Auch aufgrund der nach wie vor erhaltenen Spuren der Nutzung als KZ-Außernlager steht das Gebäude seit 1998 unter Denkmalschutz. Es wurde damals durch den Verkauf an einen privaten Eigentümer vor dem von der HHLA als letzte Eigentümerin bereits beschlossenen Abriss bewahrt. Das Lagerhaus G ist eines der letzten erhaltenen Bauwerke, die in Hamburg als KZ-Außenlager gedient haben. Seiner Geschichte wurde sich jedoch kaum angenommen. Offizielles Gedenken findet vor Ort, wie auch an Zwangsarbeit im Hamburger Hafen generell, kaum statt und ein Zugang zum Gebäude ist nicht gewährleistet. Zwischen Paletten und allerlei skurillen Überbleibseln der Nutzungsgeschichte finden sich auch noch unerschlossene Spuren der NS-Geschichte. Währendessen plant die Hafencity Gmbh um das Gebäude herum einen neuen "Innovationsstadtteil", bei dem die Perspektive des Lagerhauses jedoch unklar bleibt.

Die Initiative Dessauer Ufer setzt sich seit fast drei Jahren für ein Gedenken an diesen "verschütteten" Teil Hamburger Geschichte ein und fordert einen angemessene Lern- und Gedenkort vor Ort zu Zwangs- und Sklavenarbeit im Hamburg Hafen zu entwickeln. Zusammen mit Akteuren der benachbarten Stadtteile setzen wir uns außerdem dafür ein, das Potential des 24.000m2 großen Lagerhauses auch für die soziale und kulturelle Bedarfe der Veddel, von Wilhelmsburg und Rothenburgsort sowie des neu entstehenden Stadtteils Grasbrook zu nutzen und auch Raum für unkommerzielle Nutzungen zu schaffen. Stadtteilsbedarfsflächen. Die IDU formuliert in einem in Kürze erscheinenden Nutzungskonzept Vorschläge, die zum einen den in mehrfacher Hinsicht unterversorgten angrenzenden Stadtteilen zugute kommen sollen, und die zum anderen Raum für ein solidarisches Wirtschaften sowie für unkommerzielle Nutzungen schaffen sollen.

Von der Geschichte des Hauses, unserer Arbeit und dem aktuellen Stand wollen wir euch einen kleinen Überblick geben.