Infolge des Klimawandels treten Starkregenereignisse häufiger und intensiver auf; sie verursachen jährlich erhebliche Schäden. Als Beitrag zu einer optimalen staatlichen Vorsorge erstellt das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) eine bundesweite und einheitliche Hinweiskarte zu Starkregengefahren. Diese wird bis Ende 2025 sukzessive erstellt und Entscheidungsträgern, dem Katastrophenschutz sowie der gesamten Öffentlichkeit als OpenData frei zugänglich gemacht.
Die bei Starkregenereignissen auftretenden Niederschlagsmengen können in kürzester Zeit so hoch ausfallen, dass es auch abseits von Gewässern zu katastrophalen Überflutungen und in der Folge zu erheblichen Personen- und Sachschäden kommt. Zum bestmöglichen Schutz müssen relevante Informationen für präventive Maßnahmen und für ein wirksames Katastrophenmanagement frei verfügbar mit einfacher Zugriffsmöglichkeit vorliegen.
Unerlässlich sind dabei Informationen zur Lage und zur potentiellen Intensität der Gefahren. Hierbei haben Geodaten, wie etwa Digitale Geländemodelle, Bebauungsdaten oder hydrologische Bauwerksinformationen, eine entscheidende Bedeutung. Mittels einer hydrodynamischen Abflusssimulation lassen sich daraus Überflutungsszenarien für verschiedene Niederschlagsereignisse erstellen, die Hinweise über Risiken von Starkregenereignissen liefern.
Für die Gebiete einiger Städte und Kommunen liegen bereits unterschiedliche Starkregenkarten vor, die jedoch nicht flächendeckend verfügbar sind. Sie unterscheiden sich oft in den zugrundeliegenden Daten, Annahmen und Kartendarstellungen. Um in einer Katastrophenlage grenzübergreifende Maßnahmen durchzuführen ist eine bundesweite, nach einheitlichen Grundsätzen erarbeitete Karte erforderlich.
Als Pilot einer bundesweit einheitlichen Simulation hat das BKG im Herbst 2021 eine Hinweiskarte für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht und bietet sie als OpenData der Öffentlichkeit als interaktive Webkarte, als WMS und zum Download an. Insbesondere durch das Angebot als freiem Download steigen die Möglichkeiten der Nachnutzung deutlich. Die berechneten Ergebnisdatensätze zu Überflutungstiefen, Fließgeschwindigkeiten und Fließrichtungen, die nicht in Klassen eingeteilt sind, lassen sich damit in ein eigenes Geoinformationssystem einbinden. Neben einer individuellen, nutzungsorientierten Darstellung werden Verschneidungen mit eigenen Fachdaten sowie weiterführende Auswertungen möglich. Die Hinweiskarte aus Nordrhein-Westfalen wird bereits im Katastrophenschutz zu Planungszwecken eingesetzt.
Innerhalb eines großen Kooperationsprojekts mit den zuständigen Fachbehörden der Bundesländer Berlin, Bremen, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen wird die Hinweiskarte derzeit erweitert. Die freie Veröffentlichung der Ergebnisse ist für die erste Jahreshälfte 2024 geplant. Mit den verbleibenden Bundesländern steht das BKG im Austausch und plant eine sukzessive Veröffentlichung der Karten bis Ende 2025.
Bildbeschreibung: Überflutungstiefen für ein außergewöhnliches (links) und extremes (rechts) Starkregenereignis.