Asmus Harder and Melanie Fleischer
Jeder und jede von uns hat sich sicher schon einmal darüber geärgert: nichts Böses ahnend bleibt der Fuß oder das Rad in einem Schlagloch hängen, dass so tief ist, dass es fast auf die andere Seite der Erde reicht. Doch welchen Weg durch die GIS-Welt geht ein Schlagloch bis es auf einer Karte in der zuständigen Verwaltung landet? Und welche Rolle spielen hier Freie und Open-Source Software?
Ein Schlagloch ist ein geographisches Objekt, es hat Koordinaten und passt damit wunderbar zu einem GIS. Doch wie kommt es dahin? Um die Koordinaten eines einzelnen Schlaglochs aufzunehmen, kann man selber rausgehen und sich mit einem GPS dazu stellen. Wenn man aber alle Schlaglöcher einer Gemeinde mit vielleicht mehreren hundert Kilometer an Wegenetz hat, dann ist dies nicht mehr wirklich praktikabel. Auch gibt es genug Autofahrende die wenig entspannt reagieren, wenn man auf der Straße rumläuft, selbst wenn man eine Warnweste trägt und eine GPS-Antenne in der Hand hält. Deswegen gibt es die Möglichkeit, ein mit Kameras und Scanner ausgestattetes Fahrzeug in den fließenden Verkehr zu schicken.
Doch wo bleibt das GIS? Damit das Fahrzeug weiß, auf welchen Straßen und Wegen es unterwegs sein soll, werden im Vorfeld Daten gesammelt. Einige Bundesländer stellen Daten wie DOP und ALKIS als OpenData zur Verfügung, daneben gibt es in den für die Unterhaltung der Straßen zuständigen Straßenbauverwaltungen bereits existierende (GIS-)Daten und natürlich die reichhaltigen Datenbestände aus OSM. Damit haben wir Daten aus verschiedensten Datenquellen, die in einem QGIS-Projekt zusammengefasst werden können und in dem dann die Wege markiert werden, die erfasst werden sollen. Dieses QGIS geht dann mit raus auf den Rechner im Fahrzeug. Der Fahrer (wir haben leider nur Männer im Außendienst) weiß damit wo er lang muss und durch die Verbindung mit dem GPS weiß das QGIS wo gefahren wird, markiert die Straßen gleich ab womit der Fahrer gleich weiß wo er schon war.
Und wie kommt jetzt das Schlagloch ins GIS rein? Durch die Kalibrierten Kameras auf den Fahrzeugen lässt sich in den Bildern Messen, ein Klick im Bild gibt eine Koordinate die im QGIS erscheint und dort mit Attribut versehen als Objekt in einer Tabelle in einer PostGIS-Datenbank landet. Einmal ein GIS-Objekt in der Datenbank, steht der kartographischen Aufbereitung nichts mehr im Weg.
Was hier am Beispiel des Weges eines Schlaglochs von der Straße ins GIS beschrieben wurde, lässt sich nun natürlich auch auf anderes anwenden, z.B. auf andere Merkmale des Straßenzustands wie Risse, Flickstellen, etc. aber auch auf sämtliche anderen Objekte die von den Kameras erfasst werden. Wenn diese Merkmale des Straßenzustands erst einmal als Objekte im GIS sind, dann wird es erst richtig spannend, jedenfalls aus der Sicht eines GIS-Menschen mit Freude am Ausprobieren und Anwenden von Verarbeitungswerkzeugen im QGIS und an PostGIS-Funktionen:
- In welcher Straße sind die meisten Risse aber die wenigsten Flickstellen?
- Wieviel Prozent einer Straße haben Schlaglöchern oder anderen Schäden? Also welcher Anteil der Straßenfläche ist geschädigt?
- An welcher Position entlang der Straße befindet sich ein Schlagloch?
- Wenn es zusätzliche Angaben zu Baukosten und Alter einer Straße gibt, dann können zusammen mit den Infos zu den Schäden auch Berechnungen zum Wert einer Straße generiert werden. Vereinfacht: Je älter und je mehr Schäden umso geringer der Wert.
Die komplette Bearbeitung der GIS-Daten, von der Planung am Anfang und der Befahrung im Fahrzeug, über die vielfältigen Berechnungen, Verschneidungen und Analysen bis hin zur kartografischen Ausgabe erfolgt komplett in QGIS und in einer PostgreSQL/PostGIS Datenbank.
In dem vielfältigen Zusammenspiel in der GIS-Welt zwischen Punkt-, Linien und Flächenobjekten, zeigen wir einige Beispiele aus dem Bereich der Straßenzustandserfassung auf.